Sicheres Gewerbe
In der Welt der sicheren Tätigkeiten, aus geschäftlicher Sicht, meine ich, dass an erster Stelle wohl das älteste Gewerbe immer noch führend ist. Der letzte Ausweg ist die eher ungewollte Vermarktung der eigenen Bio-Struktur, wenn sie dem Kunden genehm ist. Gutaussehende Frauen, Männer, Kinder, Transsexuelle, mittlerweile auch Zwerge und Menschen mit Down-Syndrom, in völlig aussichstloser Situation und einer Prise sanfter oder sehr unsanfter Gewalt, werden bei dieser uralten Arbeitsweise sogar bezahlt. Oder überleben schlicht.
Anschliessend könnte man das Brotbacken als relativ sicher einstufen. In der Kleinstadt Ipiaú, im brasilianischen Staat Bahia, mit ca. 40.000 Einwohner, geht es mit den Geschäften auf und ab, man versucht eben alles. Mobiltelefone, Damenoberbekleidung, allgemeine Informatik, usw. Aber bei jedem Besuch zähle ich die neuen dazu und, natürlich die, die geschlossen haben. Es sind nicht wenige. Doch die Bäckereien, sie bleiben! In den letzten 26 Jahren sind noch alle am Platz, mit oder ohne Krisen.
Da wir aber von Prostituition schrieben, kam mir nachfolgend der Gedanke an schweizer, lichtensteiner, luxemburger, uruguayische und karibische Banken. Sehr sicher dachte ich immer, man hört wenig davon. Ein gutes Zeichen.
In den schwierigsten Zeiten, Weltkriege, harter Kommunismus, Dikaturen,Verfolgungen weltweit: die Tresoren blieben unberührt. Zwar schlechte Anlagenberater und mir erzählt man in Raucherkreisen, sich niemals von einem schweizer Banker betreuen zu lassen.
Da mein Kontakt zu dem System nicht existiert, ist mir dieses vertretbare kleine Risiko ferngeblieben. Man wähnt eben das Gesparte in sicheren Händen, (doch , dass man dabei noch ein paar Rappen verdienen könnte, scheint nicht aussichtstreich zu sein). Ein riesiger steuerfreier Tresor, sonst nichts.
Doch heute lese ich über ein Interview eines gewissen Herrn Pictet, schweizer Banker der alten Garde, in der achten Generation. Und dieser bestimmt sehr gut informierte Herr erzählt uns, dass die jetzige Krise auch die sichere Schweiz erreicht hat. Zum ersten Mal.
Er berichtet vom “Einfluss der Globalisierung” und beklagt sich bitter über das “Verhalten der lokalen Banken.”
Er gibt von sich “das Banken niemals anderen Banken trauen” und dadurch, bei bestimmter Situation, wie jetzt, “wird das Geldverleihen sofort aufgehoben”. Er stellt klar, dass dieses den Kunden natürlich umstimmt und erklären muss “das Banken verleihen müssen, es ist doch ihr Geschäft…”. Wenn sie es nicht tun und zusätzlich die Konkurrenz als bösartig anschwärzen, wird ein kollektiver Suizid in Bewegung gesetzt.
Wer vertraut denn Banken, die kein Geld verleihen und klarstellen, dass allen in der Branche nicht zu glauben ist?
Er erzählt auch noch ein wenig von “emotioneller Krise”, und “psychologischer Übertragung”; und dieses müsste gestoppt werden.
Er erklärt leider nicht wie es vorsichgehen soll.
Nun, Prostituition und Bäckereien sind wohl doch noch bessere Anlagen… und sogar ältere Gewerbe als schweizer Banken.
Mit freundlicher Überarbeitung von Connie Schillag.